Bitter Moon

4 / 5 Sterne

BESTELLEN

Originaltitel: Bitter Moon
Label: Arthaus
Genre: Thriller
Produktionsjahr: 1992
Produktionsland: Frankreich/Großbritannien
Kinostart: 07.01.1993
FSK: ab 16 Jahren
Lauflänge: 133 Minuten

Bild: 1,85:1 (anamorph)
Sprachen/Ton: Deutsch, Englisch (Stereo Dolby Digital)
Untertitel: Deutsch
Extras: Interview mit Emmanuelle Seigner

Basierend auf Pascale Bruckners durchaus schockierendem und transgressivem SM-Roman "Bitter Moon" (erschienen als Goldmann-Taschenbuch) verfilmte Roman Polanski mit seiner jungen Ehefrau Emmanuelle Seigner (FRANTIC) diese Geschichte einer - indirekt geschilderten - amour fou, die in Verzweiflung und Zerstörung endet. Als der Film zu beginn der 90er Jahre herauskam, wurde er weitgehend belächelt, und tatsächlich finden sich hier Momente, die Polanskis inszenatorische Souveränität aus früheren Filmen (u.a. DAS MESSER IM WASSER) vermissen lassen. Zugleich hat er für den Film die pikanten und exzessiven Details des Romans etwas abgemildert und sogar die Rollen etwas zugänglicher gestaltet:

Eine Mittelmeerkreuzfahrt soll der monoton gewordenen Ehe von Nigel (Hugh Grant) und Fiona (Kristin Scott Thomas) neue - auch erotische - Impulse geben. An Bord trifft das junge Paar auf den an den Rollstuhl gefesselten Schriftsteller Oscar (Peter Coyote) und seine junge, laszive Frau Mimi (Emmanuelle Seigner). Nigel kann sich der Faszination von Mimis undurchschaubarer Erscheinung kaum entziehen, zumal ihm Oscar in langen Gesprächen intime Details aus seiner Ehe beichtet. Episodenhaft erzählt er die Geschichte einer obsessiven Liebe, die mit Leidenschaft begann und über sexuelle Obsessionen in zerstörerischem Hass endete. Nigel gerät mehr und mehr in den Bann der verführerischen Mimi und ihres zynischen Mannes und auch Fiona wird in das bizarre Spiel hineingezogen. Am Ende erscheinen die Rollen so undurchschaubar wie zuvor - selbst wenn sich mehrere Intrigen verflechten...

BITTER MOON lohnt einen zweiten Blick aus der Distanz von über zehn Jahren: Tonino Delli Colli setzte das traumgleiche, hermetische Geschehen auf dem Kreuzfahrtschiff in klassischen, ruhigen Einstellungen um, die lange Blicke in die Gesichter zulassen und meist mit warmer, goldfarbener Ausleuchtung arbeiten... Sehr interessant ist das Interview mit der Hauptdarstellerin Emmanuelle Seigner: Sie kritisiert genau die entschärften Aspekte des Films, hätte sich ihre Rolle kantiger gewünscht und beschreibt die schwierige emotionale Disposition, in die sie hier geriet. Neben diesem Extra finden sich noch zwei Trailer zum Film sowie andere Filmvorschauen auf der sorgfältig gestalteten und technisch hervorragenden DVD. Die Originaltonspur ist interessant, da hier die Akzente deutlich werden, während die deutsche Synchronisation gehobenem Standard entspricht.

Letztlich ist BITTER MOON ein durchaus eleganter und unterhaltsamer Erotikthriller, der damals bereits einige Jahre zu spät kam, und nun seltsam antiquiert wirkt. Wer sich für sadomasochistische Szenarien interessiert, wird in jedem Fall einige aufregende Momente erleben, und das ist mehr, als man von vielen anderen Filmen dieser Thematik erwarten kann...

Marcus Stiglegger