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BLAST - Das Atlanta Massaker
(TWILIGHT CLASSICS Edition)
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OT: Blast
Produktionsland & -jahr: USA 1996
Laufzeit: ca. 95 min
Genre: Action-Thriller
FSK: 16 (tba)
Regie: Albert Pyun
Drehbuch: Hannah Blue
Kamera: George Mooradian
Schnitt: Natasha Gjurokovic
Musik: Anthony Riparetti
Produktionsfirmen: Filmwerks
Produzenten: Tom Karnowski, Paul Rosenblum, Gary Schmoeller
Darsteller:
Rutger Hauer (BLADE RUNNER, SIN CITY)
Linden Ashby (PROM NIGHT, MORTAL KOMBAT)
Andrew Divoff (AIR FORCE ONE, WISHMASTER)
Verkauf-Veröffentlichungs-Datum: 18.06.2010
DVD:Epix-Bestellnr.: 40115
Indigo-Bestellnr.: DV 948628
EAN-Code: 4047879401152
Sprachen: Deutsch, Englisch
Audio: DD 2.0
Bildformat: 16:9
Ländercode: 2 PAL
Specials: Epix-Trailershow
Ein Schwimmstadion und ein Hausmeister und eine Armee
von Terroristen. Das sind drei Parameter, die ausreichen für die
Signifikation einer Situation. Schauplatz und Held und Widersacher. Ein
Raum für den Kampf zwischen Gut und Böse. Ein Territorium, in
dem der Hausmeister sich bewegt, um die Terroristen zu bezwingen. Ein
Ort, in dem die Handlung sich entfalten kann. BLAST, das scheint zu sein:
ein Action-Kammerspiel. „Es geht eben nicht um Erzählungen,
sondern um situative Entwürfe: Ausgangslagen und deren Parameter,
Räume und deren Ausdehnung, Beweglichkeit und Problemzonen, sowie
die stärkenmäßige und topographische Verteilung der Kräfte
und Aktionspotentiale in ihnen werden etabliert“ (Isabella Reicher
/ Drehli Robnik). Es geht um die Interaktion mit territorialen Entwürfen
im Action-Kammerspiel. Mit einem Hochhaus, wie in DIE HARD (USA 1987),
von John McTiernan; mit einer Schule, wie in TOY SOLDIERS (USA 1991),
von Daniel Petrie Jr.; mit einem Kriegsschiff, wie in UNDER SIEGE (USA
1992), von Andrew Davis; mit einem Flugzeug, wie in PASSENGER 57 (USA
1992), von Kevin Hooks; mit einem Krankenhaus, wie in PROJECT SHADOWCHASER
(GB 1992), von John Eyres.
Es geht nicht um die Interaktion mit territorialen Entwürfen
in den schönsten der Action-Kammerspiele. In SUDDEN DEATH (USA 1995),
von Peter Hyams; in COMMAND PERFORMANCE (USA 2009), von Dolph Lundgren;
in BLAST (USA 1996), von Albert Pyun. Diese Filme siedeln ihre Schauplätze
an in einem Eishockeystadion; in einem Rockpalast; in einem Schwimmstadion.
Aber die Relationen des Raums haben sich verkehrt. Weil es hier nicht
mehr der Raum ist, der die Aktion definieren lässt, sondern die Aktion
abgekoppelt wird vom Raum. Alle sind sie gedreht im Breitwand-Format von
2,35:1, dem Format der Raumkonstitution, dem „Format des nachdrücklicheren
Augenscheins“ (Norbert Grob). Ein Format, das nicht zeigen will,
sondern präsentieren. Das Kino bekommt dadurch eine neue Perspektive,
eine ungeahnte Offenheit, der Raum wird aufgefaltet. Doch bei Hyams, bei
Lundgren, und vor allem bei Pyun, da werden die Breitbilder genutzt, um
das Sichtbare zu komprimieren, es einzudampfen. Pyun und sein Kameramann,
der große George Mooradian arbeiten nach dem Imperativ der Abstraktion,
sie verdichten das Sichtbare auf Elementares. In BLAST gibt es keine Totalen,
selbst die Action ist aufgenommen in Nahaufnahmen. Und die Figuren agieren
ohne Rast und Ruhe, sie hetzen von einer Einstellung in die nächste,
wieder und wieder. Das Schwimmstadion erweist als Labyrinth sich, Korridor
liegt an Korridor liegt an Korridor. Pyun inszeniert den Raum als spatiale
Diskontinuität, durchflutet von einem geheimnisvollen blauen Licht,
das gleichfalls keine diegetische Quelle besitzt.
Dass Epix diesen Film nun präsentiert im falschen
Bildformat, das nimmt ihm seine ästhetische Radikalität. Der
Mastering-Fehler aber ist zu beheben, wenn man den DVD-Player von der
16:9-Anzeige umstellt auf die 4:3-Funktion. Dann wird wieder sichtbar,
wie hier der anamorphotischen Leinwand ihre Verankerung genommen, ihre
Haftung in der dritten Dimension aufgelöst ist, die Bilder instabil
gemacht sind. Das Scope öffnet den Raum ja immer nur in die Breite,
nicht in die Tiefe. BLAST dehnt das Drama aber nicht einmal seitlich aus,
inszeniert das Kammerspiel nicht als spektralen Vektor, sondern als implosive
Kontraktion. Ein Film, der die Kammer zur Zelle macht, das Aktionsbild
zum existentialistischen Endspiel.
Ivo Ritzer
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