Guido Rohm

Blutschneise

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Seeling Verlag 2011, 168 Seiten

Ein brutaler Roman vom Endpunkt des Kapitalismus. Angesiedelt in lakonischer Prosa zwischen Jim Thompson, Bret Easton Ellis und David Osbornes „Jagdzeit“.

„Was wir hier treiben, ist nicht schlimm,“ beteuert einer der dekadenten und verrohten Millionäre, die hier junge Frauen in ihrer Jagdhütte zu Tode foltern. „Es ist Kapitalismus, konsequent zu Ende gedacht. Nichts anderes. Wir kaufen Dinge, die verkauft werden.“ Diese innere Logik ist der Motor des Romans von Guido Rohm, der offensichtlich von den Besten gelernt hat. „Blutschneise“ ist das literarische deutsche Pendant zum amerikanischen Terrorkino.

Dabei erzählt Rohm weitgehend aus der Sicht des leidenschaftlichen Berufskillers Max Vonderscheid, der den Millionären die Opfer besorgt. Und er reflektiert über die Lust am Töten. Andererseits erleben wir die Sicht der Opfer. Wenn auch kurz, denn deren Leben währt nicht lange. Verschenkte Möglichkeiten. Verschwendete Jugend.

Und dann ist da der Autor selbst und sein Sohn. Er hat sich im Wald der Geschichte verirrt. Und wird selbst zum Opfer. Da grüßt Ellis aus „Luna Park“.

Deutsche Hardboiled-Fiction ist rar, und ein Kriminalroman ohne Ermittler und Lokalkolorit erstrecht. Also muss man „Blutschneise“ mögen. Sein bodenloser Zynismus ist doch letztlich nur ein Schrei nach Liebe – in Kenntnis der Unmöglichkeit.

Marcus Stiglegger