Cult of Youth

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Label: Sacred Bones Records
Format: CD, LP
Veröffentlichung: 22.02.2011

Die New Yorker Neo-Folk Formation Cult of Youth legen mit ihrem selbst betitelten Album bereits ihren zweiten Longplayer vor. Nachdem „A Stick To Bind, A Seed To Grow“ 2008 bei Dais Records erschien, hat man sich nun für Sacred Bones entschlossen, das beispielsweise Zola Jesus zu seinen Schützlingen zählt. Mit dem aktuellen Album beschreitet das Quartet den schon im Erstlingswerk begonnen Weg des rustikaleren Neo-Folks, wobei die Reise immer mehr in Richtung Punk-Appeal zu gehen scheint.

„New West“ eröffnet das Album sehr dynamisch, wobei dem ausladenden Bass-Schlagzeug Intro durch die begleitende Violine fast eine Western-Romantik zuteil wird. Der Gesang ist dann melodisch an Irish-Folk angelehnt, und so vereinen sich in dem Stück gleich zwei Aufbruchs-Topoi. Allgemein können Schlagzeug und Bass, neben der teils sehr schrammelig gespielten Gitarre von Sänger und Songwriter Sean Regan, als die treibenden Kräfte der Platte gesehen werden und sorgen stets für lebhaftes Up-Tempo. Gesanglich bewegt sich Regan häufig an der stimmlichen Belastungsgrenze und verfällt an einigen Stellen in impulsives Rufen. Die schon beschriebene Irish-Folk Atmosphäre bleibt durch die, in fast jedem Song vertretene, Violine (Christina Key) präsent und lässt an einigen Stellen Erinnerungen an Robin Hardys Film The Wicker Man lebendig werden. Dieser gehört nach eigenen Aussagen zu den maßgeblichen Inspirationen der Band.

Die Stücke „Casting Thorns“ und „The Lamb“ dehnen die von Cult of Youth entwickelte Album-Ästhetik sehr weit, in dem sie beide in progressiven Jam-Passagen ausufern, in denen auch verzerrte Gitarren zur Klanggestaltung beitragen. Insgesamt wird das Neo-Folk Gewand bis an seine Grenzen beansprucht, was den puristischen Hörer dieses Genres sicher an der einen oder anderen Stelle stören könnte. Gleichwohl entsteht in der Verbindung der folk-orientierten Strukturen und Instrumentierung, mit den elektrischen Einwürfen und dem agitativen Gesang eine interessante und stimmige Zusammenführung unterschiedlicher Traditionen.

Cult of Youth scheinen ihrem Album eine gewisse Beispielhaftigkeit in ihrem Schaffen zuzumessen, wovon auch die schlichte Selbstbetitelung kündet. Gelungen ist ihnen jedenfalls die moderne Verknüpfung englischer Punk-Ästhetik mit Folk-Tradition. Hervorzuheben ist vor allem auch der homogene Charakter der Platte, der die einzelnen Songs zusammenhält und eine Dramaturgie erzeugt, der der Hörer auch nach mehrmaligem Hören nicht müde wird zu folgen. Sacred Bones hat für das Album mit dem Gemälde „A Night on the Shores of Lake Ilmen“ von Ivan Bilibin ein Cover gefunden, das eine zeitlose Eleganz ausstrahlt. Klassisch auf weißen Grund gesetzt und mit schlichter Schrift versehen wirkt „Cult of Youth“ so fast wie eine Veröffentlichung der Deutschen Grammophon. Ebenso wie seine Gestaltung ist das Album zeitlos und nicht dazu bestimmt der Vergessenheit anheim zu fallen. Neo-Folk mit jugendlicher Energie und packenden Emotionen – sehr gelungen!

Patrick Kilian