Elend

Sunwar the Dead

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(Prophecy 2004) 11 Tracks

Das deutsch-französische Gothic-Neoklassik-Projekt Elend veröffentlicht seit Mitte der neunziger Jahre erstaunlich komplex arrangierte Alben, deren Stil in gewisser Weise an die verödeten Spuren der alten Dead Can Dance anschließt: pathetisch-orchestraler Männer- und Frauengesang, elegische Streicher, schweres Schlagwerk...

Doch Elend geht es in ihrem mit "Wind Devouring Men" (2003) begonnenen 5-teiligen Zyklus nicht um einem affirmativen Soundtrack zum neoromantischen Träumen, vielmehr nutzen sie die orchestralen Ausdrucksmittel, um einen aufwühlenden, spannenden Klang zu beschwören, bei dem immer wieder Elemente der musique concrete, aber auch von modernen Komponisten wie Penderecki und Stockhausen durchklingen. Inhaltlich standen bei "Sunwar the Dead" die schicksalhaften Epen der griechischen Antike Pate, die sich bereits in Titeln wie "Chaomphalos", "Poliorketika" und "Threnos" spiegeln.

Wer nach entspannenden Orchesterflächen sucht, ist bei Elend fehl am Platze: Mit zielsicherem Bombast rhythmisieren sie ihre Streicher bis zum Crescendo, steigern den Gesang bis zum Pastoralen und streben eine emotionale Intensität an, die man in der zeitgenössischen Musik vermisst. Dabei heben sie sich wohltuend von der aktuellen Welle neoklassischen Military-Bombasts ab, der meist ohnehin nur aus Sample-Gebastel besteht. Hier zahlt es sich aus, dass bis zu 50 MusikerInnen an diesem Projekt mitgewirkt haben. Eine kraftvolle, differenzierte Mischung leistet ihr Übriges. - Ein eindrucksvolles Album!

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PS: jetzt auch erhältlich: Der Prophecy-Labelsampler "eerie emotional music" (10 Tracks) zum Probierpreis (über www.prophecy.cd). Enthalten sind die Highlights Antimatter, Leakh, Elend und Tenhi, sowie einige Ausflüge in den Death/Gothic-Metalbereich, die eher Geschmackssache sein drüften.

Marcus Stiglegger