Escape

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Regie Roar Uthaug
Darsteller Ingrid Bolsø Berdal
Hallvard Holmen
Hans Jacob Sand u.a.
Genre Action
Filmlänge ca. 89 min
Sprachen Deutsch, Norwegisch
Untertitel Deutsch
Produktion Norwegen 2012
Tonformat DTS, Dolby Digital 5.1
Bildformat 2.40:1 (16:9)
FSK
Extras Original Kinotrailer
Im Handel ab 28.06.2013

FLUKT oder ESCAPE, wie er hierzulande heißt, wurde aus einem speziellen Grund von einigen Leuten dringend erwartet: Immerhin spielte Heiden-Musiker Gaahl (Gorgoroth, Wardruna, God Seed) hier seine erste dramatische Filmrolle. Und tatsächlich erweist sich der ganze Film von Horrorspezialist Roar Uthaug (COLD PREY) als vom archischen Heidentum durchdrungen: so bildet die geschnitzte Odalrune, die hier zum Schutz der Familie dient, eine symbolische Rahmung und wird am Ende gar wörtlich erklärt. Doch anders als der auf den ersten Blick verwandte WALHALLA RISING von Nikolas Winding Refn orientiert sich ESCAPE eher an klassischen Rachedramen wie CONAN DER BARBAR, PATHFINDER (und hier sind die Originale gemeint) oder CENTURION denn an existenzialistischer Philosophie, Tarkowski und Kulturkämpfen.

ESCAPE spielt im mittelalterlichen Norwegen, der gesetzlosen Zeit nach der Pest. Die Familie der 19jährigen Stigne reist ruhelos umher, als sie unvermittelt zum Opfer der mörderischen Bande um die skrupellose Dagmar (Ingrid Bolsø Berdal) wird. Zwar gelingt dem Mädchen mit Hilfe einer jüngeren Schicksalsgenossin bald die Flucht, doch die Verfolger sind ihr dicht auf den Fersen.

In düster stilisierten Bildern, die - wie die Extras offenbaren - weitgehend gar im Studio gedreht wurden - verfolgen wir das Martyrium der jungen Stine, die in dieser Besetzung nicht von Ungefähr an jenen Mädchentypus erinnert, den Jennifer Lawrence in WINTER'S BONE und THE HUNGER GAMES spielte. Ihrer Nächsten beraubt, muss sie lernen zu Überleben, sich quasi neu zu erfinden und als Kriegerin zurückzukehren. Gewalt ist dieser Welt - und der gesamten Menschheit - inhärent. Das wird der Film nicht müde zu belegen. Denn so sehr man Dagmars eigenes Marytrium kennen lernt, so sehr wird deutlich: ein Mensch wird sich niemals ändern, zumal, wenn er bereits zum Monstrum regrediert ist. Es ist dem Film daher positiv anzumerken, mit welcher entwaffnender Deutlichkeit hier dieses durchweg kulturpessimistische Weltbild ausformuliert wird.

ESCAPE ist geradliniges, hartes Genrekino, konsequent und spannend, aber leider auch etwas hinter seinen Möglichkeiten. Doch der skandinavische Genrefilm lebt, das hat die COLD PREY-Trilogie bewiesen. Auf Blu-Ray entfaltet ESCAPE eine ähnliche Ästhetik wie man sie von WALHALLA RISING kennt, kalt und stilisiert, von distinguierter Schönheit. Das Bonumsaterial fällt bescheiden aus, wobei man sich angesichts der kurzen Laufzeit ernsthaft fragt, ob die deleted scenes nicht lieber im Film verblieben wären, den sie bieten durchaus Aufschluss über einige Charaktere. Und zum Abspann hätte man sich statt des Popsongs eher ein brachiales Black-metal-Stück gewünscht - etwa von Gaahl persönlich...

:ms: