Eike Hosenfeld / Moritz Denis

„Frei nach Plan“ Original Soundtrack (Ost)

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Salon Mondial 2008, CD 25 Minuten

Eike Hosenfeld und Moritz Denis haben für Filme wie „Bin ich sexy?“ schon völlig unterschiedliche Stücke von schwebenden Klaviermelodien bis zu Synthesizer-Pop entwickelt. Doch die Musik für Franziska Meletzkys Film „Frei nach Plan“ wird von solider Orchestermusik bestimmt und verbindet traditionelle Klänge aus ganz Europa. Hier scheint sich das Duo eher zu Hause zu fühlen, worauf auch die Zeichnung auf der Homepage zu ihrer Maxi-Single „La Belle-Soeur“ schließen lässt, die eine ländliche Szene mit entspannten Künstlern, Pferd, Apfelbaum und Tuba zeigt. Zusammengenommen ergeben sich 25 Minuten ausgesprochen homogener Musik Die Kürze und die Einheitlichkeit der CD erschweren es, darin etwas anderes zu hören als eine Reihe akustischer Akzente, die eine bestimmte Stimmung verstärken sollen. Verlangt man jedoch nicht mehr als die „Musik zum Film“, dann haben die beiden Komponisten gute Arbeit geleistet.

„Indie-Poprock“, „Bossa Nova“, „Folk auf Französisch“, „Zigeuner-Elemente“ und „Balkan Pop“, all diese Strömungen werden im Booklet genannt, um die Musik von Hosenfeld und Denis zu beschreiben. Blasinstrumente, Violinen und gelegentlich ein Akkordeon werden rasend schnell gespielt, die Tracks haben Namen wie „Hummeln im Arsch“ und „Laß uns abhauen“. Diese zur Zeit verbreitete Mischung aus folkloristischen Elementen, die mit den Soundtracks von Emir Kusturica beliebt und mit der Musik aus Filmen wie „Die wunderbare Welt der Amelie“ durch sanftere Töne ergänzt wurde, ist eine gute Wahl für „Frei nach Plan“. Der Gypsy-Stil passt zur Handlung, in der die Musikerin Anne für eine Geburtstagsfeier aus Irland in ihre deutsche Heimat zurückkehrt und dort das Leben ihrer Mutter und der beiden Schwestern gehörig durcheinander wirbelt.

Für einen Plot, in dem die Beziehungen der Protagonisten gestört und neu ausgehandelt werden, sind der gesellschaftliche Hintergrund und der Sound dieser Musik ideal. Gypsy-Kapellen werden zu Festen geladen, bringen mit ihren temperamentvollen Klängen die Gäste eine Nacht lang zum Tanzen und sollten den Ort dann möglichst fix wieder verlassen, damit alles wieder seinen gewohnten Gang nehmen kann. Schon die reale Lebensweise solcher Musiker bietet Anknüpfungspunkte zur Verhaltensweise der fiktiven Hauptfigur. Die Assoziation mit „fahrendem Volk“ suggeriert Bewegung und unterstützt die im Film dargestellten Verhältnisse genauso wie den Charakter und den Werdegang von Anne, die es in ihrem Heimatdorf nicht lange aushält und schnell Unruhe stiftet. Genauso unterstreicht die Gypsy-Musik selbst die Entwicklung der erzählten Geschichte. Die immer schneller werdenden Melodien treiben die Feiernden an, bis es zu einem Höhepunkt kommt. Der Stil ist die geeignete musikalische Form für das Motiv des Familienfestes, das als Katalysator für die Auseinandersetzungen zwischen den Familienmitgliedern dient. Darüber hinaus wirken die Kompositionen von Hosenfeld und Denis kunstvoll improvisiert. Dies liegt in der Tradition dieser Musikrichtung, bei der auf Notenblätter in der Regel verzichtet wird und ist die passende Begleitung für Konflikte, deren Ausgang noch unklar ist. Zusätzlich haben Hosenfeld und Denis auf die verspielten, oft mehrsprachigen Texte verzichtet, die ihre Melodien sonst oft begleiten. Dadurch wird für die Figur Anne die Möglichkeit geschaffen, in eins der Stücke mit einzufallen und durch ihr Solo dem Geschehen eine weitere Wendung zu geben. Da diese Art der Musik auch ohne gesungene Worte auskommt, ergeben sich sonst keine verbalen Kommentare zur Handlung und die Musik bleibt, was Filmmusik sein sollte, ein weiterer Faktor der Inszenierung.

Der Soundtrack von „Frei nach Plan“ weckt für sich genommen kaum mehr als den Eindruck von musikalischer Untermalung. Mehr will er aber auch nicht sein und so würde die mitreißende CD jede kleinere oder größere Feier bereichern.


Ines Schneider, 19.02.08