Hallesche Kometen

Bewertung 3,5/5

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D 2005
Genre: Drama
Regie: Susanna Irina Zacharias
Drehbuch: Sarah Esser, Ivan Dimov
Kamera: Daria Moheb Zandi
Schnitt: Phillip Stahl
Musik: Eike Hosenfeld, Moritz Denis
Produktion: Roshanak Behesht Nedjad, Helge Albers, Konstantin König
Redaktion: Annedore von Donop
Anbieter: Epix
Laufzeit: 83 Minuten
Bild: 4:3 Letterbox
Ton: Deutsch 2.0
Untertitel: Deutsch, Englisch
Bonusmaterial: Audiokommentar, Interview mit Regisseurin & Kamerafrau, Fotogalerie „Hinter den Kulissen“, die Filmcrew, die Darsteller, Fotogalerie „Hallesche Kometen“, Alternatives Ende, Epix-Trailershow (FSK 12)

In ihrem mit dem Max Ophüls Preis prämierten Langfilmdebüt zeigt Susanne Irina Zacharias die gespannte Vater-Sohn-Beziehung zwischen Karl (Peter Kurth) und Ben (Hanno Koffler) in einer Halleschen Plattenbausiedlung. Mithilfe selbst gebastelter Postkarten exotischer Orte und diverser Nebenjobs versucht Ben der Enge der Platte zu entfliehen, in die sich sein Vater aufgrund von Arbeitslosigkeit und dem Unfalltod der Ehefrau vor zweieinhalb Jahren resigniert zurückgezogen hat. Karls Abwehrhaltung und Selbstaufgabe vereiteln immer wieder Bens Versuche, seinen Vater wachzurütteln, um selber leben zu können. Ein Zusammenprall scheint unvermeidlich.

Kurth verkörpert die im Drehbuch mit 300 Kilogramm deutlich schwerere Figur des Karl vor allem durch seine innere Unbeweglichkeit, seine Festgefahrensein in verkrusteten Verhaltensstrukturen. Kofflers Ben weiß den Film zu tragen, wenn er mit schier grenzenlosem Optimismus immer wieder die beklemmende Stimmung aufzubrechen sucht, die die starren Kameraeinstellungen einfangen. Zum dritten Hauptdarsteller avanciert in Zandis Bildern die Stadt Halle mit ihren Plattenbauten, den riesigen, menschenleeren Plätzen und dem Lichtermeer bei Nacht.

Gegenüber dem Eindruck der Enge der Platte eröffnen Zacharias und Zandi im Audiokommentar dem westdeutschen Zuschauer einen nostalgischen und positiveren Blick auf die Kastenbauten, in denen Professor und Chemiearbeiter Tür an Tür lebten. Das Interview in den Extras der DVD zeugen von der Freundschaft der beiden und ihren gemeinsamen Vorlieben für bestimmte Filmbilder und Gemälde. So sprechen sie vor allem von gebleichten Filmbildern, der Quadrage und der Architektur der Stadt. Hierbei wird deutlich, dass weder das Drehbuch noch die Filmemacherinnen besonderes Interesse an der Liebesgeschichte zwischen Ben und Jana (Marie Rönnebeck) haben. Einfallslos vorangetrieben verblasst sie leider neben der aufwühlenden Beziehung zwischen Ben und Karl, die durch das starke Spiel der Darsteller dem Gedächtnis verhaftet bleibt.

Abgesehen von diesem kleinen Manko gelingt Zacharias mit ihrem Debüt in ästhetischen Bildern ein Coming-Of-Age-Film mit starken Schauspielern. Die Extras der DVD eröffnen einen persönlichen Zugang zu den Filmemacherinnen. Empfehlenswert.

Ingo Stelte