Hausu

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Japan 1977
Regie: Nobuhiko Obayashi
Anbieter: Rapid Eye Movies
Laufzeit: 87 Minuten
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Bild: 1.33:1 (4:3)
Ton: Japanisch ( DD 2.0 Mono)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Poster, Trailer, Bildergalerie (insgesamt ca. 5 Minuten)

Gemeinsam mit ihren sechs Freundinnen fährt die sechzehnjährige Oshare (Kimiko Ikegami) zu ihrer Tante aufs Land, um im alten Familienanwesen die Sommerferien zu verbringen. Als die Nacht hereinbricht, häufen sich unerklärliche Phänomene rund um das für den Film namensgebende Haus, das bald die ersten Opfer fordert.

Die Schulmädchen tragen fast alle telling names: Mac wie das englische 'stomach’ ist fortwährend hungrig; Sweet ist süß; Fanta hat eine lebhafte Phantasie; Melody kann Klavier spielen, und Kung Fu kann… ähem… Kung Fu. Ähnlich platt wie die Figuren entwickelt sich auch die Geschichte des Films, in dem die Mädchen nacheinander entsprechend ihren Namen dem dämonischen Haus zum Opfer fallen. Dabei wird kaum eine Gelegenheit ausgelassen, die Oberkörper der jugendlichen Mädchen nackt zu zeigen. Auch die benutzte Unterwäsche darf nicht fehlen, die es heutzutage in Japan mittlerweile im Automaten an der Straße zu kaufen gibt.

Der visuelle Stil des Films ist kreativ, wenngleich irritierend. Zum einen finden sich Zeitlupen, rückwärtige Projektionen, Bluebox-Verfahren, innere Montagen, Stop-Motion-Effekte und kreisförmige Kamera-Masken wie im expressionistischen Stummfilm. Zum anderen gibt es Einfärbungen, Blutfontänen, Comicstrips und kitschiges Abendrot am Studiohimmel. Der gemalte Hintergrund wird sogar noch gedoppelt, sodass sich gar kein Gefühl von Realität mehr einstellt. Intermittierend finden sich immer wieder Gesangspassagen, die an das japanische Theater erinnern.

Aufgrund dieser inszenatorischen Vielfalt wird die filmische Realität immer wieder aufgebrochen, der Horror im Keim erstickt. Da die Effekte für damalige Verhältnisse modern gewesen sein müssen, stellt sich die Frage, ob der Film bewusst ironisch mit dem Horrorfilmgenre bricht, oder ob Obayashi durch seinen visuellen Ideenreichtum ungewollt am intendierten Schauer vorbei schrammt.

Das Bild ist erstaunlich klar, das Bonusmaterial jedoch zu vernachlässigen. Eine deutsche Tonspur gibt es nicht. Aufgrund seines offensichtlichen Trash-Charakters lädt der Film nicht unbedingt zum Kauf ein, sondern taugt allenfalls als Hintergrundmedium bei einem Trinkabend. Zu empfehlen nur für Sammler filmischer Obskuritäten und beinharte Fans des japanischen Genrekinos.

Ingo Stelte