Last Exit

4 / 5 Sterne

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Anbieter: Cult Movies (D)
Dänemark 2003
Regie: David Noel Burke
93 Minuten
Bild: 16:9
Ton: deutsch, englisch (DD2.0)
FSK: ab 16
Bonus: Trailer, Deleted Scenes, Making Of

Einen dänischen Film zu nennen, dürfte den meisten Filmfans seit Lars von Trier und dem Dogma-Phänomen nicht allzu schwer fallen, doch wem ist schon das dänische Underground-Geschehen vertraut? Der Drehbuchautor und Filmemacher David Noel Bourke, Jahrgang 1970, arbeitete sich durch zahlreiche filmische Tätigkeiten bis hin zu seinem abendfüllenden Debüt LAST EXIT, das weltweit auf zahlreichen Festivals kursierte. Wie zahlreiche geplagte Filmemacher mit sehr speziellen - sprich: extremen - Vorlieben (etwa japanisches Undergroundkino), fiel es ihm nicht leicht, Geldgeber für seinen düsteren Neo-Noir-Thriller zu finden, so dass er ihn schließlich selbst produzierte. Das wirkt sich zwar auf die 'Produktionswerte' aus, befreit aber sichtbar von ökonomischen Zwängen und Einschränkungen.

LAST EXIT wirft einen intensiven Blick in Copenhagens nächtliche Kehrseite, bevölkert von kleinen Gangstern, Junkies, Prostituierten und zwielichtigen Geschäftsleuten. In meist stark bewegten Bildern, rasant montiert, erleben wir den sozialen Abstieg des Engländers Nigel (Morten Vogelius), der unter chronischem Geldmangel leidet und eine längst deprimierend-lieblose Beziehung zu seiner heroinabhängigen Frau Maria (Jette Philipsen) unterhält. Auf seiner verzweifelten Suche nach Schwarzarbeit gerät er an den Gangsterboss "The President" (Peter Ottesen), der ihm einen zweifelhaften Job verschafft. Er soll 50 Kisten für einige Zeit in seiner Wohnung aufbewahren. Um ihn gefügig zu machen, verkuppelt der Boss Nigel mit der Prostituierten Tanya (Gry Bay), in die sich Nigel verliebt. Von seiner Frau mehr und mehr entfremdet, gerät Nigel in die Abhängigkeit des Gangsters wie auch Tanyas - eine Situation, die ihn zusehends in Stress versetzt. Als Maria ihn mit der Tatsache konfrontiert, dass sie ein Kind von ihm erwartet, tötet er sie im Affekt mit einer Glasscherbe. Wie in Trance beseitigt er ihre Leiche, indem er deren Teile über die Stadt verteilt - eine bizarre Sequenz, die darin gipfelt, dass er in einer Tonne seinerseits eine Frauenleiche findet - düstere Welt. Nigels Abstieg ins Reich des Todes und der Finsternis ist nicht mehr aufzuhalten...

Bourke schielt deutlich nach den Kultfilmen der letzten Jahrzehnte, für Momente schimmern Filme wie TAXI DRIVER, BAD LIEUTENANT aber auch die Kurzfilme Richards Kerns durch - dennoch gelingt es ihm, eine eigene Bildsprache zu kultivieren: mit stilisierten Low-Key-Videobildern, grobkörnig, voller Primärfarben. Die Montage ist schnell und fast videoclipartig eingesetzt - verbindet die Szenen oft atemlos und assoziativ. Die sehr poppige, etwas trip-hoppige Musik stammt von Jacob Moth und Ekatrina und wird dem Film auf Festivals einige Sympathien sichern. Zugleich fungieren die englischsprachigen Lieder als Kontrapunkt bzw. Kommentar, der das Geschehen begleitet. Nachdem der Film die Wendung zum Splatter-Drama genommen hat, werden Bilder und Klangwelt noch düsterer, das finale Geschehen wird nur noch fragmentartig vermittelt. Atmosphäre und Gestaltung von LAST EXIT erinnern somit auf positive Weise an Ferraras Debütfilm DRILLER KILLER, der ebenfalls den seelischen Absturz eines isolierten Großstädter verfolgt.

Inzwischen ist auch ein Soundtrack zum Film erschienen, der die Triphop-Themen zusammen mit Dialogpassagen und atmosphärischen Passagen präsentiert.

Weitere Informationen finden sich auf der Webpage des Films: www.lastexitproductions.dk.

Marcus Stiglegger