LUGNASAD

Smell Of A Grey Sore

Black Metal, Paris (France)
http://www.lugnasad.fr/

Die 2010 gegründete Black Metal Formation LUGNASAD veröffentlicht mit „Smell Of A Grey Sore“ ihr Debutalbum. Obwohl die Band sich stark an norwegisch, skandinavischen Vorbildern orientiert, kopiert sie nicht einfach, sondern schafft es, ihren eigenen Stil herauszuspielen und diesen auch im gesamten Album wirken zu lassen.

Sehr gelungen sind dabei Songs die zwischen langsamen und schnellen Elementen und teilweise military Trommeln abwechseln, wie das sechste Stück „Novus Ordo Seclorum“. Das Titelstück „Smell Of A Grey Sore“ besticht mit einem langsam beginnenden, dann immer intensiver werdenden Intro. Auch hier wechseln sich dynamische Phasen mit getragenen ab, was die Spannungskurve des Songs enorm steigert. Passagen mit Spoken Words geben dem stellenweise erhabenen Song „The Veiled Whore“ eine sakrale Anmutung, diese werden dann von starken Blastbeats und harten Gitarren abgelöst. Insgesamt ist die Produktion von „Smell Of A Grey Sore“ professionell gelungen und es können auch im Black-Metal Gewitter noch Feinheiten herausgehört werden.

Der Name Lugnasad bezeichnet im Übrigen neben Imbolg, Beltane und Samhain das dritte der vier heidnischen irischen Feste. Am 1. August leitet Lugnasad die Erntezeit und damit den Herbst ein. Hier sieht die Band auch die zusätzliche Symbolik des August als Monat des Opfers. Der Bandname deutet die erfreuliche Tatsache an, dass hier die Themen nicht auf den ausgetreten Pfaden des Black-Metal-Satanismus und direkter Feindschaft zum Christentum zu finden sind, sondern paganistische und mystische Inhalte die Texte dominieren. Dennoch bleibt man den drei großen Weltreligionen gegenüber deutlich ablehnend, was durch dementsprechende Symbolik auf der Homepage und im Logo der Band deutlich wird.

Als Inspiration werden u.a. Ezra Pound, René Guénon und Raymond Abbelio sowie die Kali Mystik genannt. Hier wird auch das Kali-Yuga erwähnt, das eiserne Zeitalter der Hindus, das ein dunkles Zeitalter des Niedergangs ist und sein wird. (Das deutsche Dark Ambient Projekt Vortex greift dieses Thema im Übrigen auf seinem 2013 erscheinenden Album „Kali Yuga“ auf) Dies alles macht die Gesamtkonzeption von „Smell Of A Grey Sore“ sehr interessant und prägt auch die Wahrnehmung der Band.

So bezieht sich beispielsweise das Stück „Xerolagnia“ auf ein Werk des französischen Schriftsteller Gérard de Nerval und nimmt den Hörer auf eine körperlose Reise mit, die irgendwo zwischen Tod und Traumrealität stattfindet:

"My corpse is a ship sailing to the havens of Aurora
I've seen the moving worlds of Nerval
Collapsing with fire in a barking space
Feeding the plagues, unleash scars of time...
And Old Worm stands at the edge of cosmic shift
Says that we were pillars of time"

Der Song Sacrificed hingegen setzt sich beisüielsweise mit Verstümmelung und Selbstverletzung auseinander und setzt dies ebenfalls in einen mystischen Kontext:

"The deeper you dig...
the stronger you feel
There is no feeling like cutting his flesh so deep
To face the old cosmic void
Where has grown the premature worm
To face the emptiness of a birth’s lore"

Zu diesem Song hat die Band ein Video produziert, das mit vielen verstörenden Bildern von Gewalt, Verstümmelung und medizinischen Experimenten das Thema entsprechend aufgreift (Das Video „Sacrified“ ist auf Youtube verfügbar).

Die Pariser Formation LUGNASAD hat nicht nur ein musikalisch gelungenes Album geschaffen, sondern wirkt auch durch die Themenwahl erfrischend und in der Umsetzung authentisch. Man pendelt zwischen persönlich geprägten Songs, Mystizismus und paganistischen Einflüssen. Das gibt der Band etwas Erfrischendes. Etwas mehr Differenzierung in den Songs würde durchaus nicht schaden, dennoch bleibt „Smell Of A Grey Sore“ ein sehr gutes Debutalbum, das neugierig auf weiteres Material der Band macht.

Oliver Freund