Sangre Cavallum/Allerseelen

Barco do Vinho

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(Ahnstern 2006) CD, 8 Tracks

Wein als anerkanntes Kulturgut - die Zeiten sind längst vorbei, der Industriewein hat den Markt erobert und fällt auch das letzte EU-Gesetz, wird die Natürlichkeit des Weines nur noch eine Legende, ein Mythos. Einer, dem sich auf "Barco do Vinho" Allerseelen und Sangre Cavallum gemeinsam annähern. Ein schöne Idee, besonders da aus der Heimat Sangre Cavallums einige der prächtigsten und vollsten Rotweine stammen. Doch hier geht es nicht nur um das Geniessen der edlen Tropfen, sondern auch um den Prozess des Verarbeitens der Trauben, der Produktionsprozess als ein Ritual, als ein Rückkehr zur Ursprünglichkeit. Vom Rebstock zum Blut der Götter - Ein vertontes romantisches Ideal, das jedoch an einer zu starken Präsenz von Allerseelen krankt. Zu wenig kommen Sangre Cavallum zum Zug, erst bei "Cantaros d'Euforia" findet sich ein geniunes Sangre Cavallum-Stück - der Rest des Albums wird entweder von typischen, minimalistischen Allerseelen-Strukturen beherrscht (auch wenn man vorgibt jeder Formation hier vier Stücke einzuräumen - tatsächlich klingen sie doch alle mehr wie Kolloborationen unter der Dominanz von Allerseelen) oder mit dem umstrittenen Sprechgesang von Allerseelens Gerhard versehen. Das Album wirkt somit trotz der schönen Aufmachung etwas einfallslos und endet in einem billigen Drumcomputer-Walzer, der den eigentlichen Bezug zur Natürlichkeit und Reinheit nivilliert. Einzig "Zu Später Stunde" kann das Album noch durch seine Einstürzende-Neubauten-artigen Klangcollage, angereichert mit wunderschön knarzigen Geräuschen aus der Weinkelterung und -herstellung überzeugen. Der bacchische Hymnus ist somit ein wenig zu verwässert, kann dem selbstauferlegten Thema nicht ganz gerecht werden. Insgesamt also nur für Allerseelen-Fans unumschränkt empfehlenswert.

Martin Kreischer