Sol Invictus

Against the Modern World

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In the Rain

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(Auerbach 2011) CD 17 resp. 13 Tracks

Sol Invictus gehört zu den einflussreichsten und singulären Bands britischer Undergroundmusik seit den späten 1980er Jahren. Gemeinsam mit den zeitweisenden Weggefährten Current 93 und Death in June prägte das Projekt um Anthony Charles Wakeford den Stil der Apocalyptic Folk-Musik, die heute eher unter dem Begriff Folk noir bekannt sein dürfte. Lange hat es gedauert, bin das angekündigte neue Album 'The Cruellest Month' schließlich bei dem deutschen Label Auerbach (Prophecy) erschien. Und mit diesem bemerkenswerten Tonträger begann man zugleich, alle alten Alben von Sol Invictus in einer gepflegten CD-Edition neue aufzulegen. Die Alben liegen alle im hochqualitativen Hochkant-Digipak vor, begleitet von persönlichen Linernotes, Texten, alternativem Artwork und vor allem zahlreichen Bonustracks oder Live-Aufnahmen, die teilweise zum ersten mal verfügbar sind. Anlässlich dieser Werkschau werden alle Alben in der Reihenfolge ihres Erscheinens von :Ikonen: eine Neuevaluation unterzogen.

Es erscheint naheliegend, eine Werkschau mit dem ersten Album der Band zu beginnen. 1988 erschien die Mini-LP 'Against the Modern World' auf dem kleinen belgischen Label L.A.Y.L.A.H. mit den 8 ersten Tracks, 1990 dann auf CD mit der Live-Aufnahme 'In the Jaws of the Serpent' kombiniert auf World Serpent Records als CD. Die neue Cd von Auerbach zeigt - im Gegensatz zur LP - das neue, individuelle Mithra-Logo der Band (eine Löwenkopf-Sonne). Zudem wurde eine Zeichnung von Tor Lundvall aus den 1990er Jahren eingefügt. In den Linernotes äußert sich Wakeford über jene bewegten Jahre, die für ihn von Chaos geprägt waren, und bezeichnet die Band als einen Ausweg aus seiner selbstverursachten Not (siehe dazu das Interview).

'Against the Modern World', benannt nach einem Buch des traditionalistischen Esoterikers Evola, jedoch nicht von diesem inhaltlich inspiriert, mag von Sound her noch krude erscheinen, weist jedoch zahlreiche Elemente und inhaltliche Motive späterer Werke von SI bereits auf. Die Besetzung bestand damals aus Wakeford, Ian Read (von Fire and Ice) und Liz Grey, wobei ursprünglich auch Karl Blake am Bass genannt wurde. Die Texte erscheinen heute brachial kulturpessimistisch und künden von einer Welt am Abgrund, der spirituelle Werte verloren zu gehen drohen. Statt der genannten Live-Aufnahme liegen dieser CD erstmals frühe Demoaufnahmen bei, die vor allem noch mit elektronischen Mitteln späteres Materuial vorwegnehmen: Mit hämmerndem Drumcomputer und Keybordstrings hört hier bereits 'Looking for Europe', 'Black easter', 'Heroes Days' und Stücke von 'Against'. Ein sehr reizvolles Tondokument, auf das der geneigte Fan ungern verzichten wird.

Zuden den liebsten Alben von Wakeford zählt laut Linernotes das zweite Album dieser Reihe: 'In the Rain'. 1995 erschienen, markierte es eine deutliche Abkehr von den martialischen Wurzeln. Statt auf Heidentum, Nihilsimus und Wut trifft man hier auf Melancholie und Resignation. Allerings in höchst seriösem Gewand: Verziert durch das kongeniale Artwork von Tor Lundvall hatte sich SI hier bereits in der Neoklassik etabliert und bewies mit Sarah Bradshaw, Nick Hall, Eric Roger, Karl Blake und David Mellor eine der besten Besetzungen der Bandgeschichte. Streicherharmonie trifft hier auf metaphorisch geladene Trauerlyrik und verführerische Akustikriffs. Songs wie 'An English Garden' und 'In Days to Come' reflektieren auf vielschichtige Weise die vertrackte europäische Stimmung der 1990er Jahre, geprägt von Kosovokrieg und Hyperkapitalismus. Als Bonustracks hat man 'Hedda Gabler' und 'Did you see' beigefügt, die zuvor auf Compilations verfügbar waren. Wer vor allem die eigene Schönheit der Band bewundert, sollte zu 'In the Rain' greifen...

:ms: