Sonic Youth

Corporate Ghost – The Videos: 1990-2002

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(Geffen Records 2004) DVD 23 Tracks

Die erste DVD–Veröffentlichung von Sonic Youth ist ein Angriff auf die Sinne. Sie versammelt 23 Clips der Band, die, von einem ungebändigten Willen zur Stilisierung und Rhythmisierung geprägt, beständig zwischen Trash und Avantgarde changieren. Corporate Ghost gibt nicht vor, eine abgerundete Band-Anthologie zu sein, weswegen die etwas unausgewogene und recht willkürliche Clipzusammenstellung (das Goo-Album (1990) ist mit 11 Titeln überrepräsentiert) auch nicht weiter stört. Die zumeist sehr niedrig budgetierten Musikvideos, die oftmals mit einem rudimentären Plot ausgestattet sind, ergänzen die Klangcollagen der Band auf kongeniale Weise und zeigen, dass die Musikvideoproduktion weder an Hochglanzbilder noch an kostenaufwendige Inszenierungen gebunden ist, um ein intensives, audiovisuelles Erlebnis zu vermitteln. Mal steigert sich der Schnittrhythmus bis zur absoluten Fragmentierung , wie etwa in Youth against Fascism, oder Mote und erinnert dabei an die schnellen Montagen des russischen Revolutionskinos, ein andermal überlagern sich mehrere Bildebenen zu undurchdringlichen Pop-Art-Collagen, die den Betrachter in einen tranceartigen Zustand versetzen. Als visuelles Pendant zur musikalischen Dekonstruktion, setzen die mitunter namhaften Independent-Regisseure, wie etwa Richard Kern oder Spike Jonze, alle erdenklichen Manipulationsmöglichkeiten ein, um das Bildmaterial zu zersetzen. Wer nicht auf unscharfe „Urlaubsimpressionen“ in Camp-Ästhetik, auf Pixelkamera und Flash-Cutting steht, sollte die Finger von Corporate Ghost lassen. Für Freunde des Noise, und alle die Gefallen am postmodernen Spiel mit Versatzstücken der Populärkultur finden, ist diese Compilation zu empfehlen. Die Clips können optional mit den Audiokommentaren des Regisseurs und der Band abgespielt werden. Die Extras beinhalten vier Bonus-Clips, ein von Spike Jonze vorgestelltes Fotoalbum, sowie Kurzinterviews mit den involvierten Künstlern. Weiterhin ist das Erstellen einer individuellen Playlist möglich. Diese sollte man dann auch möglichst laut hören, da die Intensität der Bilder proportional mit der eingestellten Lautstärke wächst.

Manuel Koch