Troum

Tjukurrpa Part Three: Rhythms and Pulsations

(Transgredient Records / Drone 2003) CD 7 Tracks

 

Richard Chartier

Archival1991

(Crouton 2003) CD 2 Tracks

Die aus dem deutschen Klangforschungsprojekt Maeror Tri (siehe :Ikonen: Nr. 2) entstandene Ritual/Ambient-Gruppe Troum hat sich in der Insiderszene einen Namen gemacht durch intensive schamanistische Drone-Collagen, die beharrlich nach einem organischen "Urklang" suchen. Von daher stehen auch physisch wahrnehmbare Strukturen und Flächen im Mittelpunkt ihrer Ästehtik. Die Covergestaltung reflektiert diese Ambitionen und kehrt immer wieder zum Motiv der Spirale zurück, die für den Auf- und Abstieg zwischen Bewußtseinsebenen steht. Mit der nun vorliegenden neuen CD wird die Tjukurrpa-Trilogie abgeschlossen, ein Experiment, in dem Troum ihre musikalischen Stilmittel splitteten und auf drei CDs separat verteilten: Melodien, Drones und "Rhythms and Pulsations", wie es auf der aktuellen Veröffentlichung heißt. Statt also langsam entwickelter Klangspektren liegen hier konsequent repetitive und rituell anmutende Stücke vor. Der sonst angestrebte hypnotische und meditative Charakter von Troum entsteht hier weniger aus der langsam aufgebauten Atmosphäre als in einer Grundierung durch Rhythmusmotive. Dazu kommen auch männliche und weibliche Vocals, die jedoch nicht konkret, sondern als weiteres Instrument genutzt werden. Ebenfalls eher ungewöhnlich ist der Einsatz von E-Gitarrenklängen, die in ihrer Kälte und Brachialität an ähnliche Sounds bei Tangerine Dream-Platten der frühen 80er Jahre erinnern (etwa "Thief"). Das Artwork mit zwei runden Kartons und dem Spiralenaufdruck auf der CD schließt an die beiden vorangehenden CDs an. - Auch wenn dieses Werk weniger ambient ausfällt als es der Troum-Hörer gewohnt ist, stellt es eine wichtige Ergänzung zum künstlerischen Spektrum der Gruppe dar und wird sich bei mehrmaligem Hören ebenso erschließen.

Den umgekehrten Weg geht der amerikanische Klangdesigner Richard Chartier in Archival1991: Er kehrt zu zwei Kompositionen aus jenem Jahr zurück, die er mit Hilfe digitalen Nachbearbeitung neu präsentiert. Klingen seine aktuellen Arbeiten sehr kühl und 'clean', kann man bei der vorliegenden "Retro"-CD durchaus von Dark-Ambient sprechen. Sehr langsam aufbauende Flächen greifenen immer weiter ineinender bis ein regelmäßiges Pulsieren entsteht, dessen suggestiver Wirkung man kaum widersteht. Solche Musik kennt man von Lustmord, Inade oder Tho-So-Aa: Musik für den Ort, wo "die schwarzen Sterne hängen". Schöne, fließende - und doch fremdartige Klänge. Zugleich nie kalt und unwirtlich... Chartier hat seine Klanginstallationen auf zahlreichen internationalen Ausstellungen präsentiert. Diese CD im schlichten Pappschuber (limitiert auf 500) transportiert seine akustische Raumerkundung ins eigene Wohnzimmer - eine reizvolle Chance für den Hörer psychoaktiver Musik.

:ms: