The Wind-Up Robots Killed My Cat

whiskers and guts

Label: miyagi records
Format: CD, Vinyl
Veröffentlichung: Januar/Februar 2012

Das Post-Rock-Genre ist gewissermaßen ein gut bestelltes Feld: Unzählige Formationen versuchen dort mal innovativer mal redundanter den totgesagten Rock zu modernisieren oder zu überwinden. Schwierig hier neue Akzente zu setzten. Der Würzburger Band The Wind-Up Robots Killed My Cat scheint jedoch genau dies mit ihrem Erstlingswerk „whiskers and guts“ gelungen zu sein. Gekonnt umgehen sie den ins leere laufenden Aktionismus, der den „Post“-Genres, die immer mit dem Anspruch antreten alles anders zu machen, stets inhärent ist. In ihren Kompositionen steckt weniger Pioniergeist als vielmehr Versessenheit fürs Detail und Liebe zum präzisen Arrangement.

Stilistisch bewegt sich „whiskers and guts“ im Rahmen des Up-Tempo Post-Rocks und fällt zunächst durch seinen dynamischen und treibenden Charakter auf. Nicht drückende Düsternis und Schwere, sondern Euphorie und Beweglichkeit stehen im Zentrum des Albums und so erinnert das Werk nicht selten an die letzte Mogwai Platte. Obgleich The Wind-Up Robots... sich dabei bei bekannten Versatzstücken bedienen und sich nahtlos in den Post-Rock/Instrumental-Diskurs einfügen, verstehen sie es jedoch in ihren Stücken Akzente zu setzen und genre-spezifische Stereotype zu vermeiden. Hier laufen Spannungsbögen nicht vulgär ins Nirgendwo, sondern werden gebrochen und durch andere Elemente kontrastiert. Die Gitarren sind nicht – wie so oft – bis zum Anschlag verzerrt und überlagern die Kompositionen, vielmehr umspielen sie diese in filigranen Melodieführungen und lassen somit Raum für Bass und Schlagzeug. Im Zentrum stehen dabei immer die Songs. Unterstützt werden diese kompositorischen ‚Spielräume’ durch eine sehr dimensionale Produktion, die alle Instrumente zur Geltung kommen lässt. Vereinzelte elektronische Einschübe werden dabei subtil in das Sounddesign integriert.

Auch im Artwork brechen The Wind-Up Robots... mit Genre-Konventionen und präsentieren ihr Album in einem durchaus untypischen Collagen-Design. Diese ursprünglich von Dada und Surrealismus hervorgebrachte Technik erlebte im Post-Punk und Wave eine Renaissance und will eigentlich nicht zusammengehöriges Material durch Kombination in einen bisher ungekannten Sinnzusammenhang stellen. Bei The Wind-Up Robots... scheint diese Ästhetik vor allem auf die abwechslungsreichen Kompositionen zu verweisen, bei denen gerade die Kombination der Teilelemente den speziellen Reiz zu erzeugen vermag.

Obwohl „whiskers and guts“ keine vollkommen neuen Innovationen bietet, begeistert es durch seine detailverliebten und präzise gesetzten Arrangements. Dieses Album ist mit viel Herzblut komponiert und eingespielt worden – soviel ist bereits nach dem ersten Hören sicher. Euphorisch und mit einer gewissen Leichtigkeit, ein tolles Album für den Frühling: Empfehlung!

Patrick Kilian