Jozef van Wissem

Objects in the Mirror are closer than they appear
Solo Lute Palindromes, Airfield Recordings and Electronics

BESTELLEN

(BVHaast 2005) 10 Tracks

Auch wenn es Spötter geben soll, die die Ambientmusik für ein stagnierendes und letztlich langweiliges Genre halten, muss man sagen, dass sich gerde in den letzten Jahren sehr viel auf diesem Sektor ereignet. Gerade im Bereich der organischen (also akustisch erzeugten) Ambientmusik tauchen immer virtuosere und faszinierendere Konzeptalben auf - und eines von ihnen präsentiert der holländische Lautenspieler Jozef van Wissem mit "Objects in the Mirror are closer than they appear". Er arbeitet auf dieser atmosphärisch konsequent geschlossenen CD mit variierten Lauten-Palindromen, Aufnahmen von einem Flugplatz und elektronischen Bearbeitungen derselben Sounds.

Das Ergebnis kann man sich getrost als experimentelle (aber sehr eingängige) Mischung auch Neofolk und Filmsoundtrack vorstellen: Im Zentrum steht das der Akustikgitarre änhliche Zupfinstrument und leitet mit minimalistischen Motiven durch die dezent unterfütterten Klanglandschaften, deren Titel sich zu einem inspirierenden Gesamtbild ergänzen: "Gods Own Country", "At Night the Silence seems to Flow", "Lost in Transit", "The Edge of Doom is set to the Root of all your State" - solche und weitere Titel verweisen auf fatale Erlebnisse, die der Komponist mit der amerikanischen Einwanderungsbehörde hatte. Insofern ist das ausführliche Interview im Booklet auch erhellen bezüglich des Konzepts. Zur Verwirung finden wir hier übrigens auch noch ein Foto aus dem hollädnisches Leder-Fetisch-Untergrund und ein merkwürdiges Bild des Musikers selbst aber da wird wohl van Wissems Humor deutlich...

Jozef van Wissem war hier für Laute, 'airfield recordings' und Elektronik zuständig, Arnold Marinissen spielte Percussion auf Track 7. Obwohl sich die Platte letztlich zwischen Veröffentlichungen des Constellations-Labels (Kanada), der Soundtrackabteilung und einigen Neofolk-Verlagen gut macht, wird man die CD am ehesten in der Jazz-Abteilung finden (wo die meisten modernen Kompositionen landen, wenn man sie nicht richtig zuordnen kann). Das Label selbst schlägt vor: "Dark Folk, Experimental, Avantgarde". Die vorliegende ästhetische und unterhaltsame CD, ein spirituelles reisemdeium, ist ein Geheimtip für Fans von In Gowan Ring und - warum nicht? - Desiderii Marginis - beides Projekte, die mit atmosphärischen Folksounds arbeiten.

:ms: