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Nikolaevka

(Palace of Worms) CD, 18 Tracks

Bisher eher unauffällig operierte das italienische Label Palace of Worms. Mit reichlich obskuren Releases ausgestattet, hat es die Plattenfirma bis heute nicht geschafft sich einen festen Stand zu erarbeiten, auch wenn einige Acts wie Albireon oder O Quam Tristes sich so langsam einen Ruf erkämpft haben. Um sich etwas stärker zu platzieren, veranlasste das Label nun den Sampler „Nikolaevka – A Collection of Hymns and Marches From the Italian Army of the Palace“, die einer italienischen Division gewidmet ist, welche bei einem Nebengefecht in der Schlacht um Stalingrad auf ein Selbstmordkommando geschickt wurde. Welchen Hintergrund nun diese Widmung in Form einer Zusammenstellung hat, ist nicht ersichtlich, es bleibt eine bloße Behauptung und reine Provokation mit unpassenden Untertönen. Ohne nähere Erläuterungen zu den Beweggründen wirkt dieser Überbau ideologisch fragwürdig. Es scheint ein wenig, als habe man einen Anlass gesucht, ein paar NeoFolk und Military-Pop-Stücke zusammenzutragen – und will mit diesem konstruiert wirkenden Zusammenhang Aufmerksamkeit erheischen. Musikalisch bietet sich ein jedoch ein recht heterogenes Bild. Es mischen sich bekanntere Namen wie All my Faith Lost oder Calle Della Morte mit eher unbekannten Formationen. Auch die Stücke selbst reichen von gelungen bis unspektakulär, manches ist schlichtweg überflüssig. Auf der positiven Seite sind All My Faith Lost mit ihrem Leonard Cohen-Einschlag zu nennen und auch das bombastische Military-Stück von Sala Delle Colonne sowie der vertrippte Folk-Rock von The Green Men bleiben in Erinnerung. Eher belanglos sind dahingegen L’Effet C’est Moi, die durch billig klingende Keyboards und den üblichen Pseudo-Bombast kaum etwas zu sagen haben. Auch Well of Sadness können mit ihrem Minimal-Elektro nicht punkten. Insgesamt eine durchwachsene Zusammenstellung mit Höhen und Tiefen, die allerdings einen recht guten Einblick über die aktuelle italienische Folk/Military-Szene fernab von etablierten Acts wie Argine, Varunna oder gar Spiritual Front gibt. Das wirre Konzept schadet allerdings dem ganzen Vorhaben.

Martin Kreischer, 13.12.2008