Darkwood

Schicksalsfahrt

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(Heidenvolk 2013) CD 10 Tracks

Wer einmal Antoine de Saint-Exupérys Romane 'Nachtflug' oder 'Flug nach Arras' gelesen hat, wird jene sehnsuchtsvolle Weltenferne kennen, die der philosophierende Flieger hier entfaltet: Angewidert von den sinnlosen Pflichten einer zerstörerischen Welt findet er Freiheit nur im Flug durch Wolkengebilde und ins endlose Licht. Der Flieger wird in seinem Streben zu einem Symbol der unbedingten Freiheit - ein Bild, das gerade angesichts der gegenwärtigen politischen Tendenzen immer wichtiger wird.

Die Folkformation Darkwood arbeitet seit den späten 1990er Jahren an einem eigenen, genuinen Zugang zur konzeptuellen Liedermacherkunst: auf Englisch und Deutsch widmet sich jedes Album einem bestimmten Thema der Geschichte oder der Philosophie und erkundet mit minimalistischen musikalischen Mitteln (meist akustich) unterschiedliche Perspektiven. Das war der Zweite Weltkrieg ('Flammende Welt'), der kalte Krieg ('Herbstgewölk') oder auch die Alchemie ('Lapis'). Auf 'Schicksalsfahrt' ist es nun die ferne Welt der Lüfte, die von Pionieren wie Saint-Exupéry oder Amelie Hedwig Beese erkundet wurden.

Der Pilot erscheint als Wanderer in schicksalshafter Einsamkeit, der den Tiger mit seinem Flugzeug reitet, immer bedroht, von den Naturgewalten unterjocht zu werden. Und am Ende doch (meist) zu triumphieren. Darkwood finden hierfür schöne und mäandernde Folkklänge, unterstützt von Streichern, Frauenchorus und Bass. Vorgetragen in meist stoisch ruhigem und ernsthaftem Balladenduktus, erschließt sich das Album erst nach mehrmaligem Hören ganz, denn gerade in der zweiten Hälfte erfordern die Songs eine starke Konzentration auf die Texte.

Eingängig und manchmal treibend sind zweifellos 'Secret Places', 'Der letzte Flug' oder das fast psychedelische 'Dream of Flowers'. Doch das ganze Album sollte in einem Zug genossen werden. Das Booklet bietet dazu nicht die Lyrics, sondern assoziative Zitate und Fotos aus dem Leben besagter Fliegerikonen...

Vor ihrem Selbstmord 1925 schrieb Melli Beese folgende Worte auf einen Zettel: „Fliegen ist notwendig. Leben nicht“.

:ms: