Titus

Bewertung: 3/5

USA/GB 2001
Regie: Julie Taymor
Anbieter: e-m-s
Laufzeit: 155 Minuten
Bild: 1:2,25 (16:9 anamorph)
Ton: deutsch und englisch (5.1 und 2.0)
Bonus: 8-seitiges Beiheft mit Texten zu Shakespeare und Biografien der Darsteller, Trailer zu anderen Filmen

Nach seinem Sieg über die Gothen kehrt General Titus Andronicus (Anthony Hopkins) nach Rom zurück und opfert dort den ältesten Sohn der Goten-Königin Tamora (Jessica Lange) den Göttern. Diese bringt den neuen Imperator Saturnius dazu, sie zu ehelichen, und nutzt ihre neue Machtstellung fortan skruppelos, um Titus zu demütigen und sich blutig zu rächen. Nach dem Tod fast aller seiner Kinder lockt Titus das Kaiserpaar in sein Haus und serviert der Mutter ihre beiden Söhne als Fleischpastete. Ein Gemetzel beendet die Terrorherrschaft...

In gloriosen, streng stilisierten Breitwandbildern und ausgefeiltem Tondesign bietet diese wortgetreue Shakespeare-Verfilmung Titus ein der bereits einige Jahre alten Verfilmung Richard III vergleichbares Erlebnis. Anachronismen sind Programm, die Kostüme erinnern wiederum an totalitäre Uniformen des 20. Jahrhunderts und Filmkenner werden Zitate von Derek Jarman, Hans-Jürgen Syberberg über Peter Greenaway bis Buz Luhrman und Tinto Brass (Caligula) identifizieren können. Elliot Goldenthals pathetischer symphonischer Soundtrack kann hier unvermittelt in zeitgenössischen Breakbeat wechseln, und obwohl die Bühnenherkunft immer präsent bleibt, wird die "Rampe" mit digitalen Freezeeffekten genüsslich gesprengt. Man kann eine solche Inszenierung camp nennen, letztlich ist sie aber radikaler und intensiver als Luhrmans Romeo und Julia - ein zeitgenössischer Zugang zu einem in seiner konsequenten Grausamkeit verstörenden Werk.

Das DVD-Label e-m-s ist immer für eine Überraschung gut, und obwohl die Präsentation dieses monumentalen Epos' hinsichtlich des Bonusmaterial nicht gerade reichlich ausfiel, kann man doch von einem aufregenden Erlebnis sprechen. Die gestochen scharfen Bilder, bewußt blaustichig gehalten, und der donnernde 5.1-Tonmix sprechen eine eigene Sprache und liegen auf der Höhe des Mediums. Neben Polanskis Macbeth und Richard III ist diese Shakespeare-Verfilmung sicher eine der packendsten und filmisch faszinierendsten.

Marcus Stiglegger